03.08.2022
„Dank digitaler Technologien kommen Rettungskräfte schneller an den Einsatzort“
Die gesetzlich vorgeschriebene Rettungsfrist für Feuerwehr- und Rettungsdienste (BOS) von zehn Minuten kann auf Grund von hohem Verkehrsaufkommen insbesondere in der Stoßzeit nicht immer gewährleistet werden. Die Stadt Bad Hersfeld will nun mit dem Projekt „Rapid BOS“ Abhilfe schaffen. Das Land Hessen unterstützt das Projekt durch die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ mit 2.272.968 Euro. Der Transfer der vielfältigen Erfahrungen der Smart City Bad Hersfeld steht ebenfalls im Fokus der Landesförderung. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute die Zusage an Bürgermeister Thomas Fehling überreicht.
„Moderne digitale Technologien können im wahrsten Sinne helfen, Leben zu retten. Denn bei Rettungseinsätzen zählt jede Minute. Daher ist es ein äußerst verdienstvolles Vorhaben, dass Bad Hersfeld sich dieser umfassenden Herausforderung stellt, ein System zu entwickeln, damit Rettungskräfte schneller an den Einsatzort kommen“, sagte Digitalministerin Sinemus. „Ich bin überzeugt, dass das Projekt Aufsehen erregen wird und auch andere hessische Kommunen davon profitieren werden, da volle Straßen im Stadtgebiet kein alleiniges Problem von Bad Hersfeld sind.“
Für das Projekt dient die Feuerwehr Bad Hersfeld als Beispiel. Daten aus unterschiedlichen verkehrsrelevanten Systemen sollen so integriert und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz weiterverarbeitet werden, dass das Routing für Rettungskräfte auf der Grundlage des Echtzeit-Verkehrsgeschehens zeitoptimal geleitet wird. Damit soll immer die rascheste Strecke hin zum Einsatzort beziehungsweise von Ehrenamtlichen hin zur Leitstelle empfohlen werden. Grundlage ist eine echtzeitfähige, offene urbane Datenplattform. Unter anderem soll ein zentrales Lichtsignalanlagen-Beeinflussungssystem installiert werden. Mit diesem kann Einsatzfahrzeugen Vorfahrt auf dem Weg zum Einsatzort eingeräumt werden beziehungsweise sollen eventuell vorhandene Rückstaus möglichst weitgehend durch eine entsprechende Ampelschaltung aufgelöst werden. Möglich machen dies unter anderem GPS-Positionsdaten in den Einsatzfahrzeugen, die in Echtzeit an das System gesendet werden.
Der tatsächliche Nutzen hierzu soll im Rahmen des Projektes durch Begleitforschung evaluiert werden. Zudem soll es eine Anbindung zum Datenraum Mobilität (DRM) und zum Mobilitätsdatenmarktplatz (MDM) des Bundes geben. Die Projektverantwortlichen gehen davon aus, dass das Bad Hersfelder Projekt beispielhaft für andere Kommunen sein kann, da es bisher nur wenige Versuche gebe, die Einhaltung der Rettungsfrist mit Hilfe digitaler Ansätze zu gewährleisten.
Ministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus übergibt vor Vertretern des Magistrates, der Freiwilligen Feuerwehr Bad Hersfeld und des Regionalmanagements Nordhessen den Förderbescheid für "RapidBOS" an Bürgermeister Thomas Fehling
Die Pläne in Bad Hersfeld gehen über das innovative Projekt „Rapid BOS“ hinaus: Bad Hersfeld hat sich in den vergangenen Jahren zu einer modellhaften Smart-City mit vielfältigen Anwendungsfeldern entwickelt. Mithilfe der Förderung soll es nun gelingen, die Erfahrungen und Use Cases in einem so genannten „Smart Region Hub“ auf andere hessische Kommunen übertragbar zu machen. Dabei stehen sowohl die Sensibilisierung und Information von kommunalen Akteurinnen und Akteuren – unter anderem mithilfe von Stadtführungen und Exponaten – auf dem Programm wie auch die Erarbeitung von Unterlagen, die eine bestmögliche Nachnutzung der Entwicklungen aus Bad Hersfeld ermöglichen. Der Smart Region Hub in Bad Hersfeld wird mit der Geschäftsstelle Smarte Region zusammenarbeiten, die im Haus der Digitalministerin als zentrale Anlaufstelle für die hessische Smart Region-Community entwickelt wurde.
Geschäftsführer Christian Scholz, Digitalministerin Prof Sinemus und Bürgermeister Thomas Fehling mit dem Förderbescheid für den Aufbau eines "Smart Region Hub" im wortreich
Bad Hersfelds Bürgermeister Thomas Fehling dazu: „Mit der Gründung des ersten Smart Region Hubs hat das Land Hessen erstklassiges Timing bewiesen. Unlängst hatte das Smart City Forum, das größte deutsche Experten-Netzwerk für die Digitalisierung im urbanen Raum, nämlich in einem Positionspapier darauf hingewiesen, dass es für den Digitalisierungserfolg in Deutschland nicht an erprobten Projekten, Technologien und Lösungen mangelt. Was fehlt, ist ein „Rollout“ in die Fläche, mit dem bestehende gute Projektergebnisse übertragen und an weiteren Standorten schneller in die Umsetzung gebracht werden können. Das wir nun, meines Wissens erstmalig in Deutschland, mit dem neuen Smart Region Hub in Bad Hersfeld an einem solchen Digitalisierungstransfer mitwirken können, freut uns sehr.“
Hintergrund
Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung eingerichtet. Diese ist ein zentraler Anlaufpunkt für alle Belange im Bereich smarter Kommunen.
Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Dazu zählen unter anderem Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder die Stärkung des ÖPNVs. Rund 20 Millionen Euro stehen jährlich von 2020 bis 2024 im Bereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung zur Verfügung, die in drei Maßnahmen aufgeteilt sind. Jeweils vier Millionen Euro fließen von 2020 bis 2024 in die Digitalisierungsplattform Civento, die vom Land Hessen den Kommunen flächendeckend kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Die Plattform bildet einen zentralen Baustein für die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes im kommunalen Bereich. Zudem können Kommunen darauf Anträge elektronisch bearbeiten – ein wichtiger nächster Schritt hin zur Volldigitalisierung der kommunalen Verwaltung. Weitere knapp 16 Millionen Euro wurden 2020 für die Verwaltungsdigitalisierung zur Verfügung gestellt. Und drittens werden von 2021 bis 2024 jeweils bis zu 16 Millionen Euro für die Förderung kommunaler Vorhaben verwendet, die innovative Projekte in Themenfeldern der Digitalisierung kommunaler Handlungsfelder im Sinne von Smart City / Smart Region betreffen. Projekte werden mit 100.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro unterstützt – bei einer Förderquote von 90 Prozent und einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren.
Nähere Informationen unter www.digitales.hessen.de/Foerderprogramme/Starke-Heimat oder www.smarte-region-hessen.de.