14.06.2016
Geistal, Solztal, Fuldaaue - für Bad Hersfelder Bürgerinnen und Bürger haben Starkregenereignisse, Hochwasser und Überschwemmungen immer wieder ganz konkrete und zum Teil sehr bedrohliche Auswirkungen. Darum ist die Weiterentwicklung des Hochwasserschutzes seit Jahren ein wichtiges Thema in den Fachabteilungen der Stadtverwaltung. Darüber berichte der Fachbereichsleiter Technische Dienste, Martin Bode, jetzt im Magistrat.
Die Stadt setzt beim Hochwasserschutz auf Zusammenarbeit. Das scharfe Schwert eines Planfeststellungsverfahrens mit der letztendlichen Möglichkeit einer Enteignung birgt das große Risiko langer Gerichtsverfahren. Stattdessen sucht die Stadtverwaltung das Gespräch mit den Beteiligten vor Ort und setzt auf Dialog. Das schließt z.B. die Verhandlungen mit Grundstückeigentümern ein, um Flächen für benötigte Hochwasserschutzmaßnahmen kaufen zu können. Auch müssen natürlich Maßnahmen immer in engem Kontakt mit den Belangen des Umwelt- und Naturschutzes entwickelt werden.
Dieser Weg bedeutet aber eben auch, dass Gespräche zum Teil durchaus mal schwierig werden können. Flächenbesitzer, die zuvor selbst durch Starkregen geschädigt wurden, nehmen dann Monate später aber ihr Recht in Anspruch, dringend benötigte Grundstücke für Hochwasserschutzmaßnahmen eben nicht verkaufen zu wollen.
Bode machte deutlich, dass das Thema Hochwasserschutz nicht nur aus solchen Gründen sehr komplex und auch oft von umfangreichen Computersimulationen begleitet wird. So ist etwa auch die Abstimmung mit den Nachbarkommunen notwendig, da Hochwasserschutz nicht nur lokal wirkt. Sinnvolle Bad Hersfelder Hochwasserschutzmaßnahmen nützen auch flussabwärts liegenden Gemeinden, während zugleich unsere Stadt von Maßnahmen anderer Kommunen im Oberlauf der Gewässer profitiert.
Es gelte, auf mehreren Ebenen einen langen Atem in der Umsetzung zu haben. Hier müsse man, so Bode, zuweilen auch "dicke Bretter zu bohren" und immer wieder neue Anläufe machen.
Dieser lange Atem hat sich bei einem anderem Gewässerthema schon bewährt: der erfolgreichen Fuldarenaturierung. Auch hier wurden Hochwasserschutzmaßnahmen und die naturnahe Umgestaltung im Bereich der Fuldaaue über Jahre geplant und kommuniziert.
Die ersten Überlegungen begannen früher, aber allein seit 2010/2011 wurden kontinuierlich rund 845.000 Euro für den Bau der Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen aufgewendet. Der aktuelle Abschnitt ist für etwa 365.000 Euro im Bau. Dass hier echte gesellschaftliche Vorsorge für Stadt und Region geschaffen wurde, zeigt die Tatsache, dass das Land Hessen die einzelnen Bauabschnitte mit bis zu 75% gefördert hat.