26.04.2016
Der offengelegte Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 sieht einen hohen Bedarf zur Ertüchtigung der Strecke Würzburg-Fulda–Kassel und der Strecke Frankfurt-Hanau–Fulda. Zugleich sollen Nah-, Güter- und schneller Personenverkehr entflochten werden. Der Anschluss dieser Strecke nach Osten (Eisenach-Erfurt) betrifft den Landkreis Hersfeld-Rotenburg und die Stadt Bad Hersfeld.
Kaum mehr als eine erste Skizze - und doch ist der Entwurf des BVWP 2030 in Stadt und Region auf einhellige Ablehnung gestoßen
Als Teilprojekt ist geplant, mit einer 2-gleisigen Neubaustrecke oberhalb von Kirchheim / Reckerode aus der Strecke Fulda – Kassel auszuschwenken, den Geisgrund zwischen Obergeis und Untergeis mit einer Brücke zu queren. Teilweise über Brückenbauwerke würde die Trasse parallel zur Bundesstraße verlaufen. Unmittelbar hinter Allmershausen und vor Heenes verliefe die Strecke mit einem Tunnel unter dem Stadtwald Hohes Rot und mit einem weiteren Tunnel – nach Querung der Gemarkung Kalkobes unter dem Wehneberg. Dann verliefe die Strecke durch den Stadtwald, hinter Friedlos und Reilos, um dann zwischen Mecklar und Blankenbach wieder auf die alte Trasse einzuschwenken.
Dieser dargestellte Trassenverlauf soll laut BVWP den Ausbauplan Niederaula – Hersfeld ersetzen, der wegen der hohen erforderlichen Investitionen zur Erreichung fernverkehrsäquivalenter Trassierungsgeschwindigkeiten im Bereich Bad Hersfeld verworfen wird. Sicherlich ist diese Trassenführung damit nicht endgültig vom Tisch. Bei der Ungenauigkeit der Planungsstufe kann die Planung jederzeit wieder aktiviert werden. Damit wird auch deutlich, dass die Kreisstadt Bad Hersfeld vom Fernverkehr abgehängt wird. Die Kreisstadt Bad Hersfeld hat in Stellungnahmen zum Streckenverlauf Niederaula-Hersfeld immer schon kritisch Stellung bezogen, in dem auf die vielen technischen Probleme hingewiesen wurde. Zu den nun vorgelegten Planungsabsichten nimmt die Stadt Bad Hersfeld ebenfalls kritisch Stellung.
Zu den nun vorgelegten Planungsabsichten nimmt die Stadt Bad Hersfeld insgesamt kritisch Stellung. Hier im Wortlaut der Beschluss des Magistrates:
"Es ist für die Region absolut wichtig, den Haltepunkt Hersfeld für den schnellen Personenverkehr zu erhalten. Zahlreiche Pendler aus dem Kreisgebiet nutzen die Verbindungen, um zu ihrem Arbeitsplatz in den Ballungsräumen zu kommen. Die zentrale Funktion als Mittelzentrum mit teilweiser oberzentralen Funktion der Stadt Bad Herfeld ist im Landesentwicklungsplan und dem Regionalplan festgeschrieben. Die Stärkung der Stellung ist eine Forderung aus diesen Festsetzungen.
Diese Funktion soll gestärkt werden. Die Abkoppelung widerspricht der aufgeführten Begründung im Bundesverkehrswegeplan, die lautet: „Das Projekt verbessert die Erreichbarkeit des Mittelbereichs Bad Hersfeld in Bezug auf Oberzentren, IC-/ICE-Bahnhöfe und Flughäfen im Schienenpersonenverkehr.“ Die Stadt Bad Hersfeld fordert die Erhaltung ihres IC-/ICE- Bahnhofes.
Die Stadt Bad Hersfeld wird in großen Bereichen von den Emissionen der Autobahn A4 , von den Bundesstraßen mit starkem überörtlichem Verkehr B 27 und B 62 sowie von der stark befahrenen Bahnstrecke Fulda –Hersfeld-Bebra geprägt. Nun soll dort, wo Stadt und Landschaft harmonisch ineinander übergehen, die neue Trasse gebaut werden. Dieser Bereich ist daher im Regionalplan als wichtiger „Regionaler Grünzug“ ausgewiesen mit der Zielsetzung, diese Landschaft und das Landschaftsbild zu schützen. Auf der Grundlage hat die Stadt Bad Hersfeld in ihrem Flächennutzungsplan 2009 den von der Streckenführung betroffenen Stadtwaldbereich als Erholungswald eingestuft. Die große Nutzung als Erholungswald wurde auch in der Forsteinrichtung für den Stadtwald festgeschrieben. Neben der Vermeidung der unmittelbaren Bedrängung der Ortsteile Allmershausen und Heenes durch das Neubauprojekt, sind es diese planerischen Festsetzungen, die beachtet werden müssen.
Im Zeichen der verstärkten Beachtung der Lärmproblematik sieht die Stadt Bad Hersfeld die unmittelbare Trassenführung zwischen ihren Stadtteilen sehr kritisch. Besonders auch der mögliche Tunneleingang durch den Berg Hohes Rot oberhalb von Heenes als Lärmquelle wird hier kritisch betrachtet. Die Trassenführung beeinträchtigt insgesamt die Lebensqualität in diesen Ortsteilen und lehnt die Trassenvariante – auch in Solidarität mit der betroffenen Nachbargemeinde Neuenstein – ab.
Die lt. Bundesverkehrswegeplan angedachte Schnellbahntrasse hätte zwangsläufig zur Folge, dass Tunnelstrecken, Damm- und/oder Talbrückenabschnitte innerhalb der Trinkwasserschutzgebietszonen II und III lägen. Im Bereich des Geistals werden rd. 80 % des Bad Hersfelder Trinkwassers gefördert.
Die Trinkwasserschutzgebiete werden durch 2 Trinkwasserschutz-Verordnungen aus den Jahren 1972 bzw. 1989 festgesetzt. Über die beiden Verordnungen ist z.B. klar geregelt, das größere Erdaufschlüsse ohne ausreichende Sicherung und bestimmte Bodeneingriffe wie sie bei der Schnellbahntrasse zu erwarten sind, unter Verbot gestellt werden. In der Verordnung von 1989 sind innerhalb der Wasserschutzgebietszone II (sog. engere Schutzzone) der Neubau und das wesentliche Ändern von Bahnlinien mit Verboten belegt.
Die mit der Schnellbahntrasse zu erwartenden baulichen Eingriffe können somit die Sicherheit der Trinkwassergewinnung für die Kreisstadt Bad Hersfeld und die Gemeinde Neuenstein substanziell gefährden.
Um den notwendigen Ausbau voranzubringen, sollte doch die vorhandene Infrastruktur untersucht werden. Bereits beim Vorhaben der Neubaustrecke Hannover - Würzburg 1979 wurde in einer Trassenvariante VIII, Ausbau der Strecke Kassel-Bebra-Fulda ein Ausbau auf der vorhandenen Strecke untersucht. Die interessanten Vorschläge für den Abschnitt Hersfeld – Fulda, der damaligen Pläne der Bundesbahndirektion Frankfurt, sollten erneut untersucht werden. Auch wenn diese Variante für die Gesamtbetrachtung der Neubaustrecke nicht zum Zuge kam, mag sie als reine Entlastung für den Abschnitt Fulda - Eisennach –Erfurt interessant sein. Zudem könnte mit dem Ausbau der alten Trasse auch viel für die vom Verkehrslärm betroffenen Anrainergemeinden erreicht werden.
Die Stadt Bad Hersfeld erklärt sich bereit, in Abstimmung mit den Fachplanern der Deutschen Bahn an der Lösung mitzuarbeiten, um eine verträgliche Lösung für die Region zu erarbeiten."
Die Bahntrasse im Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes 2030 (als neues Vorhaben im vordringlichen Bedarf Schiene, Projekt Nr. 2-007-V01 sowie 2-002-V02) ist hier zu finden: