13.04.2015
Alter Hase, aber kein Alteisen: Bei der Stadt Bad Hersfeld ist Milko Fehling einer der „Altgedienten“. 1976 begann der „Bad Hersfelder mit Leib und Seele“ seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten. Vom mittleren Dienst gelangte er über die „Ochsentour“ mit Studium an der Verwaltungshochschule in den gehobenen Dienst. Seit 1993 ist er eine „Ein-Mann-Abteilung“: Milko Fehling ist der Gewerbesachbearbeiter der Stadt Bad Hersfeld, und in dieser Eigenschaft hat er sich auch über die Stadtgrenzen hinaus einen echten Namen gemacht.
Über Arbeitsmangel kann Fehling, der sein Büro im historischen Gebäude am Markt 16 hat, nicht klagen. Rund 1000 Fälle gilt es für ihn pro Jahr zu bearbeiten. Alles, was mit Gewerbean-, ab- und –ummeldungen zu tun hat, läuft über seinen Schreibtisch. „Das müssen nicht immer nur die ganz großen Ereignisse sein. Mitunter geht es um einfache Änderungsmeldungen. Aber was im Einzelnen hinter der Aufgabe steckt, macht die Sache so richtig interessant“, erzählt der „Noch 55-Jährige“, der in diesem Monat seinen 56. Geburtstag feiert.
Fehlings Verdienst ist es, dass bereits 1994 sämtliche Daten des Gewerberegisters digital aufbereitet wurden – und zwar durch ihn selbst und eine Aushilfe. „Wir haben quasi in jeder freien Minute sämtliche Daten des Registers in den Computer übertragen.“ Schmunzelnd erzählt er, dass Bequemlichkeit die Ursache dieser riesigen Fleißarbeit gewesen war: „Als ich diese Stelle angetreten habe, musste ich unheimlich viel Zeit mit Sucherei in den Karteikartenregistern verbringen. Um effektiver arbeiten zu können, war die Digitalisierung vor zwanzig Jahren nicht nur ein echter Fortschritt, sondern auch richtungsweisend.“ Noch heute arbeitet Fehling mit demselben Computerprogramm, das er vor mehr als 20 Jahren angeschafft hatte – allerdings natürlich in einer immer weiter entwickelten Version, die heute auf SQL-Datenbanken zurückgreift und mittlerweile von der städtischen EDV-Abteilung betreut wird.
Dass Milko Fehling denselben Familiennamen wie der Bürgermeister trägt, ist kein Zufall: Thomas Fehling ist sein Neffe. Seit Thomas Fehlings Amtsantritt hat es Veränderungen in den Abläufen der Verwaltung gegeben, über die sich Milko Fehling sehr freut. „„Ich halte nichts von einer ,Ober-und Unterordnung’, wenn ein Kunde mit einem Anliegen zu uns kommt. Es geht mir in erster Linie darum, Aufgabenstellungen zu lösen, und das am besten so, dass nachher alle zufrieden sind. Seit Thomas Fehling Bürgermeister ist, wurden viele Abläufe in der Verwaltung deutlich bürgerfreundlicher gestaltet als sie es zuvor waren.“ Im Prinzip, so Milko Fehling, könne man heute ein Gewerbe in Bad Hersfeld anmelden, ohne persönlich zur Stadtverwaltung kommen zu müssen – online macht es möglich.
Gemeinsam mit einer Teilzeitkraft sorgt der Amtmann dann nach erfolgter Gewerbeanmeldung dafür, dass sämtliche relevanten Stellen von dem neuen Gewerbe Kenntnis erhalten und die Verwaltungsabläufe abgestimmt werden. So versteht Fehling sein Amt nicht nur als zuständige Behörde, sondern als einen Teil eines Netzwerkes, das zum Beispiel auch die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, das Amtsgericht oder das Finanzamt bis hin zu Eichamt und statistischem Landesamt beinhaltet. „Insgesamt rund 16 Stellen sind es, die wir von hier aus über Neueintragungen oder Veränderungen eines Gewerbes informieren“, sagt Milko Fehling.
Ohne eine leistungsfähige EDV wäre seine Aufgabe heute überhaupt nicht mehr zu bewältigen. „Einerseits verändert die starke Internationalisierung durch die Europäische Union unseren beruflichen Alltag, zum Beispiel durch die Regelungen der Niederlassungsfreiheit. Andererseits müssen wir immer am Ball bleiben, was die Neuerungen und Gesetzesänderungen der Gewerbeordnung betrifft“, erklärt der Gewerbesachbearbeiter der Stadt Bad Hersfeld. Diese Veränderungen diskutiert Fehling in einem Expertengremium, dem er angehört. Zusätzlich gehören immer wieder Weiterbildungslehrgänge zu Milko Fehlings beruflichem Alltag. Das Image der trockenen Verwaltungstätigkeit kann der Amtmann nicht so recht nachvollziehen: „Was wir hier tun, ist so vielseitig – da muss man einfach Freude an der Arbeit haben!“ In seiner Freizeit schaut sich Milko Fehling die Welt am liebsten bei einer Tour auf seiner 1200er Yamaha an, wenn er nicht gerade auf dem Schießstand der Bad Hersfelder Schützengilde mit großkalibrigen Pistolen seine Treffsicherheit unter Beweis stellt oder mit großer Leidenschaft Schach spielt. Letzteres unterrichtet er sogar am Obersberg.