18.08.2020
Der Magistrat hat gestern den Stadtverordneten empfohlen, den 10-jährigen Strategieplan für die städtische Forstwirtschaft schon jetzt neu aufzustellen. Eigentlich läuft diese sogenannte „Forsteinrichtung“ noch bis zum Jahresende 2021.
Bürgermeister Thomas Fehling dazu: „Der Klimawandel ist ein globales Problem, aber es ist längst lokal angekommen. Insbesondere die letzten drei Jahre mit großer Hitze und stark steigendem Pilz- und Borkenkäferbefall haben die Holzbestände im hiesigen Stadtwald sehr negativ verändert. Es macht ökologisch und wirtschaftlich keinen Sinn, an einem Aktions-Plan festzuhalten, der längst von den Realitäten eingeholt wurde. Wir müssen jetzt die Weichen für die Zukunft des Stadtwaldes stellen.“
Ein paar Zahlen belegen die Dramatik: Im Stadtwald Bad Hersfeld wurden in diesem Jahr bislang schon etwa 7.500 Festmeter Fichte eingeschlagen. Das ist fast viermal mehr als in früheren Jahren (2.100 Festmeter Fichte). Normalerweise wurden im Stadtwald in einem regulären Jahr zusammen nur knapp 4.500 Festmeter Holz aller Baumarten und Sortimente eingeschlagen.
Bei dem 2020 eingeschlagenen Holz handelt es sich also zu 99% um Fichte, die aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall aus Forstschutz- und Verkehrssicherheitsgründen zwangsweise eingeschlagen werden mussten. Die Aufarbeitung weiterer Fichten ist auch noch bis mindestens zum Ende dieses Sommers weiter notwendig.
Das Problem: Die Nachfrage durch die regionalen Sägewerke für dieses unattraktive Holz ist allerdings äußerst begrenzt bzw. nicht existent. Aufgrund des zusammengebrochenen Holzmarktes sind die Holzpreise nicht nur „in den Keller gefallen“, für eine Reihe von Holzsortimenten, wie die Palette und das Industrieholz, decken sie derzeit nicht einmal mehr die Aufarbeitungskosten.
Fehling weiter: „Beim Stadtwald werden wir diesem Jahr wirtschaftlich möglicherweise noch mit einem „blauen Auge“ davonkommen, was Einnahmen und Ausgaben angeht. In den kommenden Jahren aber wird kein Ertrag aus dem Holzverkauf mehr zu erwarten sein, der zu einer Einnahmeposition im Haushalt führt. Um in ein paar Jahren wieder Erträge aus dem Holzverkauf und dem Stadtwald einfahren zu können, muss jetzt investiert werden.“
Die Forsteinrichtung dient in der Forstwirtschaft der Betriebsregelung und ist damit ein Führungs- und Planungsinstrument für den Forstbetrieb. Sie beinhaltet die Erfassung des Waldzustandes, die mittelfristige Planung und die damit verbundene Kontrolle der Nachhaltigkeit im Betrieb. Auch der neue Plan soll für die nächsten 10 Jahre gelten; seine Erstellung wird etwa ein Jahr dauern.
Die Kosten für die Erstellung einer neuen Forsteinrichtung belaufen sich auf ca. 39.000 Euro. Fehling zum weiteren Vorgehen: „Jetzt sollten nach Empfehlung des Magistrates die notwendigen Angebote für die Beauftragung eingeholt werden.“
Aber vor allem auch aus ökologischen Gründen besteht Handlungsbedarf. In der Zukunft wird die Stadt Geld für die Neugestaltung und Pflege der nun verloren gegangenen Bestände einsetzen müssen. Durch Naturverjüngung werden sich viele Bereiche zwar von selbst wiederbewalden, allerdings empfiehlt es sich, auch hier nun steuernd einzugreifen und weitere Baumarten mit einer höheren Trocken- und Klimaresistenz, wie etwa die Douglasie, aktiv zu ergänzen. „Wie und wo das genau erfolgen soll, wäre am Besten im Zuge der neuen Forsteinrichtung abzusprechen und zu planen.“ so Fehling abschließend.
Über die mögliche neue Forsteinrichtung werden in den nächsten Sitzungen Ende August die städtischen Ausschüsse und die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.