06.11.2018
Alle Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung stellen regelmäßig Anfragen zu vielfältigen Themen an den Magistrat. Sei es, um den aktuellen Stand der Planungen zu erfahren oder um zukünftigen politischen Handlungsbedarf zu erkennen.
Auch wenn offiziell der Magistrat die Antworten liefert, vorbereitet wird das natürlich von den Fachbereichen der Stadtverwaltung. So hat denn auch vor kurzem Martin Bode, Fachbereichsleiter Technische Dienste im Rathaus und zugleich für den stadteigenen Abwasserbetrieb verantwortlich, eine Anfrage der CDU-Fraktion zum Hochwasserschutz in unserer Stadt beantwortet.
Hochwasserschutz ist ein Thema, dass bei extremen Klimaereignissen in aller Munde ist, ansonsten aber eher weitgehend unbemerkt von der öffentlichen Wahrnehmung geschieht. Und selbst erfahrene Kommunalpolitiker sind zuweilen überrascht, mit welchen immensen planerischen und investiven Aufwand hier gearbeitet wird, um oft über Jahre dauernde Maßnahmen gegen Hochwasser und Starkregenereignisse zum Erfolg zu führen.
Fulda - Umfangreiche Renaturierungs- und Hochwasserschutzmaßnahmen erfolgreich abgeschlossen
Ab Anfang der 2000er Jahre ist auf städtischem Gebiet mit großem Engagement und variantenreichen Planungsideen eine Vielzahl von Maßnahmen im Bereich des Fulda-Flusslaufes realisiert worden. Es handelte sich um Maßnahmen mit jeweils sechsstelligen Planungs- und Baukosten, die einerseits zur Renaturierung der Fuldaaue beitrugen, andererseits die Situation bei Hochwasserereignissen verbesserten.
Insgesamt erreicht das Investitionsvolumen, das insbesondere zwischen der Unterau bzw. dem Fuldasee und dem Obersberg auch für die Bevölkerung wertvolle Erlebnis- und Naherholungsräume geschaffen hat, Millionenbeträge.
Der städtische Fachbereich Technische Dienste betreut in Fortsetzung der erfolgreichen Maßnahmen an der Fulda aktuell weitere Projekte, die den Schutz vor Starkregen- und Hochwasserereignissen betreffen. Hier eine kurze Übersicht über die wesentlichen Projekte und Planungsstände:
Schutz der Kernstadt - Hochwasserschutzmaßnahme Geistal in Abstimmung mit der Gemeinde Neuenstein
Auf der Grundlage einer vom Land Hessen geförderten Hochwasserschutzstudie wurden potenzielle Standorte für Hochwasserrückhaltebecken im Geistal untersucht. Nach dem Ergebnis der Untersuchungen sind rd. 330.000 Kubikmeter Hochwasserrückhalteraum nötig, um das Kernstadtgebiet Bad Hersfelds zu schützen. Zwei Beckenstandorte wurden lokalisiert.
In den zurückliegenden fünf Jahren wurden in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Kassel umfangreiche Baugrunderkundungen durchgeführt und Grundwassermessstellen eingerichtet. Nachfolgend wurden die Qualität und die Wasserspiegellagen der Geis, der Grundwassermessstellen und der von den Stadtwerken Bad Hersfeld betriebenen Tiefbrunnen zur Trinkwassergewinnung untersucht und Analysen unterzogen. Der Aufwand hierfür erreichte in Summe 6-stellige Beträge.
Nach dem Stand der aktuellen Untersuchungen und Auswertungen der Messreihen ist mit großer Sicherheit auszuschließen, dass eine ursprünglich befürchtete Verunreinigung der Trinkwasserfassung zwischen Gittersdorf und Untergeis durch den Bau eines rd. 250.000 m³ fassenden Hochwasserrückhaltebeckens eintreten kann. Das ist eine ganz wesentliche Erkenntnis für die weitere Vorgehensweise. Der Schutz des Kernstadtbereiches von Bad Hersfeld ist bei einem 100-jährigen Hochwasserereignis nur gegeben, wenn es gelingt, Hochwasserrückhaltebecken mit dem genannten Fassungsvermögen im mittleren Geistal zu errichten.
Die positiven Ergebnisse der Messreihen und der Grundwassermodellierung werden nun mit Aussagen zu Natur- und Landschaftsschutz, zur bautechnischen Umsetzung von Dammbauwerken, zur Sicherstellung einer ausfallsicheren Trinkwasserversorgung und zum technisch-organisatorischen Hochwasserrisikomanagement in einer Machbarkeitsstudie zusammengeführt. Die Machbarkeitsstudie dürfte im 1. Quartal 2019 vorliegen.
Die Umsetzung der beiden Hochwasserrückhaltebecken erfordert weitere Vor- und Entwurfsplanungen, umfangreichen Grunderwerb und weitergehende fachtechnische Abstimmungen. Planungskosten in sechsstelliger Höhe sind mittelfristig aufzuwenden, um zumindest das größere Becken im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens umsetzungsreif zu machen. Die Baukosten werden einstellige Millionenbeträge erreichen.
Für das Kernstadtgebiet läuft in Ergänzung der o.g. Hochwasserschutzstudie eine Untersuchung besonders ausfallträchtiger Einrichtungen. Hierzu wurden die letzten Hochwasserereignisse (z.B. im Juli 2016) ausgewertet. Hieraus kann nachfolgend ein Konzept abgeleitet werden, wie neuralgische Punkte geschützt werden.
Starkregenschutzmaßnahme Borngraben, Stadtteil Kathus
Es liegt eine wasserrechtlich genehmigte Planung für ein 2.000 Kubikmeter fassendes Rückhaltebecken vor. Derzeit läuft die Bewilligung des Förderantrages bei der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank). Eine bauliche Umsetzung erfolgt voraussichtlich 2019/2020.
Starkregenschutzmaßnahme Sorga Südwest
Die aufgrund von Grundstücksfragen mehrfach abgeänderte Grundlagenplanung liegt vor. Es können am unteren Ende des Sprenzbaches, oberhalb der Straße Am Eichholz rd. 1.500 Kubikmeter Rückhaltevolumen baulich hergestellt werden. Eine Umsetzung kann u.U. ebenfalls 2019/2020 erfolgen.
Flurbereinigungsverfahren Sorga/Kathus
Der Flurbereinigungsbehörde liegt die Grundsatzplanung der Kreisstadt für die Neuanlage bzw. Rekonstruktion von Wirtschaftswege- und Grabensystemen vor. Eine Bürgerinformationsveranstaltung hat stattgefunden. Derzeit wird das Flurbereinigungsverfahren eingeleitet, nachfolgend der Vorstand der sogenannten Teilnehmergemeinschaft gewählt.
Zeitnah werden Maßnahmenpläne für die Anlage von Rückhalteräumen und von Wirtschaftswege- und Grabensystemen ausgearbeitet und als Grundlage für die Flurneuordnung verwendet.
Die Flurneuordnung im Bereich Sorga/Kathus soll die Folgen der in den letzten Jahren dort schwerpunktmäßig aufgetretenen Starkregenereignisse minimieren. Mit einem Zeitbedarf für die Planung und die Flurneuordnung von ca. 10 Jahren ist zu rechnen. Allerdings können eingebettete Maßnahmen wie im Bereich Borngraben und Sprenzbach vorgezogen realisiert werden.
Solz
Die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich der Kreisstraße K 2 ist gestoppt, weil die Grundstückseigentümer die vorgestellten Planungsansätze nicht mittragen und dementsprechend ihre Grundstücke nicht für angedachte Maßnahmen zur Verfügung stellen.
Bode bekam Anerkennung von den Stadträten. Nein, nicht nur für seine strukturierte Darlegung des Themas - sondern vor allem für seine cleveren Ideen, seine guten Planungen und sein Durchhaltevermögen im komplexen Gebiet des Hochwasserschutzes, für den er bei uns seit rund einem Jahrzehnt mit seinem Team verantwortlich ist.