28.02.2017
Ein buntes Publikum konnten Amazon-Standortleiter Christian Dülfer und Bürgermeister Thomas Fehling im Logistikzentrum FRA1 am Eichhof begrüßen. Dort stellten Absolventen der Techniker Schule in Bad Hersfeld eine App vor, mit der Amazon-Mitarbeiter beim Schichtwechsel die öffentliche Straßenbeleuchtung im Bedarfsfall selbst anschalten können.
Das Problem: Beim Schichtwechsel in der Nacht müssen die Mitarbeiter des Logistikzentrums den Weg zur Bushaltestelle oder den Heimweg in die Stadt bisher im Dunkeln antreten, da die öffentliche Straßenbeleuchtung zu diesem Zeitpunkt schon abgeschaltet ist.
Die Lösung: Vier Absolventen der Technikerschule haben mit ihrem Projektleiter Dirk Landsiedel eine App für mobile Endgeräte (Apple und Android) entwickelt, die nun zwischen Eichhof und Kurpark zum ersten Mal eingesetzt wird.
Alexander Pfaff, Daniel Kleinkauf, Benedict Ulrich und Timo Höfer bauten dafür zunächst ein privates WLAN entlang des 1,5 Kilometer langen Fuß- und Radweges entlang der B62 auf. Die Technik dafür sitzt in zwei Kästen, die in 3,50 Meter Höhe an zwei der Lampenmasten angebracht sind; dort ist auch die selbstentwickelte Steuerungselektronik untergebracht.
Die Benutzung ist ganz einfach: Der Nutzer verbindet sein Endgerät mit dem WLAN und drückt in der App einen Knopf. Nun wird die Straßenbeleuchtung nur auf der Relation vom Eichhof bis zum Kurpark für 20 Minuten eingeschaltet. In der Regel lang genug für den Fußweg: Ist die Zeit aber knapp – wird „nachgedrückt“.
Es funktioniert! (v.l.n.r.) Amazon-Standortleiter Christian Dülfer, Alexander Pfaff, Daniel Kleinkauf, Bürgermeister Thomas Fehling, Benedict Ulrich, Timo Höfer und Projektleiter Dirk Landsiedel mit der App
Die Idee für dieses anwendungsorientierte Projekt hatte Bürgermeister Fehling an Schulleiter Dirk Beulshausen herangetragen. Die Stadt trug die Materialkosten, die Studenten investierten rund 320 Arbeitsstunden in die Entwicklung von App und Technik. Fehling dankte den vier Entwicklern: „Eine echte Win-Win-Situation: Die Studenten haben als Abschluss ihres Studiums für unter 1.000 Euro eine robuste und kostengünstige Lösung geschaffen, die zudem sofort in die Praxis Einzug gefunden hat. Und wir müssen nicht stundenlang das ganze Stadtviertel beleuchten.“
Noch ist die Steuerungs-App ein Forschungsprojekt und darum noch nicht allgemein im Google- oder Applestore verfügbar. Die App wird Interessenten im Einzelfall per USB-Stick oder QR-Code zur Verfügung gestellt.
Die Perspektiven zur Weiterentwicklung sind aber deutlich. Es gibt viele andere Orte, nicht nur in Bad Hersfeld, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, Straßenzüge individuell anzuschalten als ganze Viertel stundenlang länger zu beleuchten. Mit Frank Nico-Jaeger und Helga Völker von der Evangelischen Stadtkirchengemeinde saßen schon Interessenten für einen nächsten Anwendungsfall mit im Saal. Schließlich könnten mit der Anwendung auch noch ganz andere Prozesse als die Straßenbeleuchtung gesteuert werden.
Dass in der Idee der bedarfsorientierten Steuerung durchaus das Potential für ein markfähiges Produkt zu stecken scheint, machte etwa die Anwesenheit von Stadtwerke-Chef Markus Gilbert deutlich. Er wurde begleitet von Dr. Elke Wanke, die für die Thüga tätig ist, einem Verbund von 95 Energieversorgungsunternehmen. Christian Anschütz von der Gründerwerkstatt des VR-Bankvereins interessierte sich ebenso für das Thema wie Mitarbeiter des Amazon-Nachbarn RS Components.
Amazon-Standortleiter Christian Dülfer war jedenfalls sehr zufrieden, als ihm das Programm per Datenträger übergeben wurde. „Es schafft einfach mehr Sicherheit für die Kolleginnen und Kollegen beim nächtlichen Schichtwechsel. Großes Lob und vielen Dank an die Techniker-Schule und die Stadt!“ Die App wird den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Logistikzentrum in den nächsten Tagen zur Verfügung gestellt.